Prolog
Kurz vorweg: Ich finde es immer interessant, aus welcher Sicht denn nun ein Törnbericht verfasst wurde. Dieser hier vorliegende ist von mir (Skipper, 29) verfasst, der mit seinen Freunden (im Schnitt 29) zwei Wochen durch Kroatien gesegelt ist. Ich würde sagen, daß unser Altersschnitt deutlich unter dem üblichen Mittelmeerschnitt liegt, was durchaus einen Einschlag auf diesen Bericht haben dürfte. Viel Segeln und eine eher low-budget Ausrichtung waren grobe Ideen des Törns. Dies schlägt sich auch im Törnzeitraum nieder, der sich mit Ende Juni noch gerade in der Nebensaison befindet.
Das Boot
Es ist nicht das erste Mal, daß uns Apollon-Tours ein erschwingliches Boot vermittelt hat. Unsere vorangegangenen Erfahrungen waren durchweg positiv, daher hatten wir keine Zweifel, wieder ein taugliches Boot zu bekommen. So haben wir eine Bavaria 44 – das Zugpferd der Charterwelt, wie mir scheint – aus dem Baujahr 2005 mit dem sehr kitschigen Namen „Summerlove“ gebucht. Den Groove, den dieser Name ausstrahlte, hatte die ganze Crew gerade verinnerlicht, als es doch ganz anders kam. Der lokale Vercharterer „Kufner“ teilte uns mit, daß es Probleme mit den Papieren des Bootes gäbe. Der Chartervertrag gibt in diesem Fall vier Optionen vor: Warten, Warten und Geld zurück, Stornieren oder anderes Boot. Drei Nieten aus vier. Glücklicherweise kam es zu Variante vier, sodaß mir die Dame der Vercharterfirma direkt eine Bavaria 50 (Bj. 2008) anbot, die jedoch als „Barolo I“ keinen Preis für den kreativsten Namen abräumt.
Sechs Personen auf einer 50 Fuß langen Yacht bedeutete in jedem Fall deutlich mehr Platz und Komfort, jedoch auch höhere Hafen-/Marinagebühren. Einen Deal, den wir auch mangels einer Alternative eingegangen sind.
Ich greife direkt vorweg, daß es bei Booten wie dem unsrigen, die zehn oder mehr Jahre Charterbetrieb hinter sich haben, wohl immer Materialprobleme gibt (Blitzboje defekt, zwei Luken gerissen, Niedergangsschott gedreiteilt, Logge defekt, Seekarten alt und schlecht, Barometer defekt, Batterie schwachbrüstig, quietschender Motor, Türen schließen nicht, Kompasse und Autopilot nicht geeicht etc.), auch wenn das vielleicht die ein oder andere Vercharterfirma nicht gerne lesen möchte. Das ist reine Gewöhnungssache und fördert eigentlich nur die Kreativität und das Improvisationstalent der Crew. Wenn man nun mal günstig segeln möchte, kommt man um diese Problematik nicht herum.
Die Route und die Eindrücke Kroatiens
Während Teile der Crew bereits schon einmal in Kroatien Urlaub gemacht haben, war es für alle das erste Mal auf einem Boot vor den Küsten Kroatiens. Man könnte sich nun für diesen Bericht an der Chronologie des Törns abarbeiten, was wahrscheinlich den Rahmen dieses Berichts sprengen würde. Derartige Berichte langeweilen mich aber außerdem üblicherweise, weshalb im folgenden nur kurz die Route erwähnt und einige allgemeine Kommentare zu Dingen gegeben werden soll, die sich im Nachhinein bestätigt haben, die uns überrascht haben, oder die ich einfach als interessant einschätze.
Die Route begann in der ACI Marina in Trogir und ging danach über die Insel Vis, der Südküste Korculas, Korcula Stadt, der Südküste Hvars, Hvar Stadt, Milna auf Brac, rund um die Insel Solta und wieder nach Trogir zurück. Dies ist die Route, die uns bei den vorherrschenden Winden über 250 sm ein 7:1 Segel-zu-Motor-Verhältnis ermöglicht hat. Mit diesem Ausgang hatten wir nicht gerechnet, da die durchschnittliche Windgeschwindigkeit im Juni bei etwa 7 kn liegen soll, was jedoch glücklicherweise oft übertroffen wurde.
Was uns auch überrascht hat, war das extrem klare Wasser und die türkisen Buchten, die tatsächlich den Bildern in Reiseführern entsprechen, obwohl man denken könnte, daß das Wasser der Adria mit dem vielen Schiffsverkehr und der dichten Besiedlung durchaus verdreckter sein müsste. Dank der eher felsigen Küste Kroatiens gibt es im Vergleich zu Griechenland wohl weniger aufgewirbelten Sand, der das Wasser trüber machen könnte.
Eine weitere Überraschung waren die zum Glück doch weniger vorherrschenden Bojenfelder zum Festmachen, sodaß wir erstens unseren Geldbeutel schonen konnten und zweitens das Ankerbier nicht verpasst haben.
Die Logistik des Törns wurde stark – und mehr als erwartet – durch die ACI (Adriatic Croatia International Club) Marinas geprägt, die meist eine komplette Infrastruktur bieten, wie Wasser, Duschen, Proviant, ruhigen Liegeplatz, Mülltonnen etc. Das kostet dann aber auch eben mal mindestens 70 € pro Nacht, abhängig von der Länge des Bootes, ob Werktag oder Wochenende und ob man reserviert hat oder nicht (20 % Aufpreis). In der Hochsaison seien die Marinas so voll, daß man dort ohne Reservierung keinen Platz mehr bekäme, berichtete man mir in einem der klassischen Skippergespräche. Da wir mit kleinem Geldbeutel unterwegs waren, hat es sich nach einigen Tagen deswegen herauskristallisiert, das Boot in der Marina immer komplett aufzustocken und dann für drei Tage in die Wildnis zu verschwinden. Auch wenn Kroatien, wie mir gesagt wurde, immer beliebter wird – besonders unter den Yachties – gibt es tatsächlich noch diverse verlassene Flecken ohne Nachbarboote und ohne Bojenfelder, zumindest in der Nebensaison.
Traurigerweise haben zwei unserer acht Buchten, die flapsigen Spitznamen „Müllbucht 1“ und „Müllbucht 2“ erhalten und das nicht ohne Grund. Man konnte kaum einen Schritt tun, ohne auf ein Stück Plastik zu treten. Auch der obligatorische Autoreifen oder der DVD-Player auf dem Grund des Meeres durften nicht fehlen. Bei geringerer Verschmutzung kann man als tugendhafter Yachty ja noch selbst Hand anlegen, aber bei diesem Maß hätte man selbst als zehnköpfige Crew nichts mehr ausrichten können.
Zum Schluss noch ein paar salbende Worte zu Land und Kultur. Das Flair der Küste Kroatiens ist absolut traumhaft. Soweit wir das beurteilen konnten, war die kroatische Gastfreundschaft und die Freundlichkeit außerordentlich. Ende Juni sind die Temperaturen tagsüber warm, in der Sonne noch wärmer, und nachts, wenn nicht gerade der Jugo weht, angenehm kühl. Kroatien hat eine reiche Geschichte, von den Römern, über die Venezianer, über die Wirkung der kaiserlich-königlichen Monarchie, bis hin zum Vielvölkerstaat Jugoslaviens, dem Zerfall und dem Eintritt in die EU, sodaß man an vielen Orten viel Zeit hat, in der Vergangenheit zu stöbern. Kulinarisch bietet Kroatien hervorragende Speisen mit viel Fleisch und Fisch – die beste Fischplatte meines Lebens habe ich wohl in Hvar Stadt gegessen.
Ich habe den Urlaub vor der Küste Kroatiens sehr genossen und bin jederzeit bereit Kroatien weiter zu entdecken.
Der Beitrag Törnbericht: Zwei Wochen in Mitteldalmatien unterwegs erschien zuerst auf Yachtcharter Spezialist.
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